Montag, 16. Januar 2012

Vorlesepatin - Kurs bei der aim - Kritik an Lidl

Letzten Samstag war ich auf einem ganztägigen (8:30 Uhr bis 16:00 Uhr) Kurs für angehende Vorlesepaten bei der aim-Akademie (Link: aim-akademie.org) am Bildungscampus Heilbronn. Da ich künftig in einer Einrichtung für Kinder (Ort und Zeiten stehen noch nicht fest) vorlesen möchte, wollte ich Grundlegendes darüber erfahren. Und ich war begeistert: Obwohl ich als gelernte Erzieherin doch schon einiges Fachliches wusste, lernte ich noch etliches hinzu. Ganz zu schweigen von den Praxistipps und dem Austausch mit Frauen und Männern, die auch vorhaben, als Vorlesepaten tätig zu werden oder es schon sind.

Ich wusste vorher gar nichts von dieser tollen Einrichtung, die von der Dieter Schwarz Stiftung initiiert und bezahlt wurde und wird. Sie wurde 2011 eingeweiht (Link: projekt-x.de - mit 4 Bildern vom Campus und Bericht über die Einweihung). Die Kurse dort sind kostenlos. Sie werden von der Stiftung bezahlt.

Dieter Schwarz (Link: Wikipedia), welcher die Stiftung gegründet hat, ist Eigentümer der Schwarz-Gruppe, zu der Lidl und Kaufland gehören. Sie steht vor allem wegen seines Marktes Lidl, gerade auch aktuell wieder, in der Kritik (Link: spiegel.de). Es geht in dieser Kritik sowohl um die Arbeitsbedingungen in den Herstellerländern, als auch in den Märkten. Bemerkenswert ist hier, dass die Führungskräfte in der Schwarz-Gruppe sehr gut behandelt werden und hier auch kaum Fluktuation herrscht (habe ich einem Artikel im Manager-Magazin entnommen, allerdings von vor ca. 3 Jahren), die einfachen Verkäufer und Verkäuferinnen aber eher nicht.

Wir Käufer sollten uns aber vor Heuchelei hüten, wenn wir diese schlechten Arbeitsbedingungen in den Billig-Supermärkten und den Herstellerländern anprangern. Denn gerade durch unser Kaufverhalten tragen wir zu solchen Arbeitsbedingungen bei. Zitat aus dem Spiegel-Artikel:

"Discounter wie Lidl und Kik lassen ihr Textilsortiment vor allem in Bangladesch produzieren - und kümmern sich wenig um die Arbeitsbedingungen. Die verstoßen massiv gegen internationale Sozialstandards"

Auf der Hauptseite des Spiegel zum Thema Lidl kann man einen der Gründe lesen - Zitat:

"Doch der Boom des Billig-Supermarktes hat Schattenseiten: Wegen des enormen Preisdrucks produzieren Arbeiter bei Lieferanten unter teils üblen Bedingungen."


Wie bei kaum einem anderen Land in Europa herrscht hier in Deutschland die Geiz-ist-geil-Mentalität. Wir wollen alles möglichst billig. Die Qualität vor allem der Lebensmittel, aber auch der Waren ist bei vielen zweitrangig. Aber diese billigen Lebensmittel und andere billigen Waren müssen irgendwo auf diese billige Weise produziert werden. Dieser Preisdruck, den nicht nur die Supermarkt-Betreiber vorgeben, sondern vor allem wir Käufer selbst, wird an die Hersteller weiter gegeben. Auch bei den Verkäufern bzw. Verkäuferinnen wird gespart. Einsparmöglichkeiten werden bis zum Äußersten ausgereizt, um einen Vorsprung vor der anderen Billig-Konkurrenz zu haben.

Wenn ich will, dass die Arbeiter, sowohl hier als auch in den anderen produzierenden Ländern, gut bezahlt werden, muss ich auch akzeptieren, für die Artikel des täglichen Lebens mehr zu bezahlen. Ich selbst meide inzwischen, so weit es geht, Märkte, die ihre Leute schlecht bezahlen und behandeln und auch miese Arbeitsbedingungen bei den Herstellern verlangen oder zulassen. Muss aber zugeben, dass ich das nicht so konsequent betreibe, wie dies meiner Meinung nach notwendig wäre. Denn nur durch den Druck der Masse der Käufer würde hier eine Änderung erreicht.

Ich finde die aim-Akademie, die Herr Schwarz ins Leben gerufen hat, eine tolle Sache. Sie wertet den Standort Heilbronn elementar auf. Hier bekommen Kinder, Jugendliche und Erwachsene die Möglichkeit, kostenlos Fortbildungen zu besuchen, sich Wissen anzueignen - etwas, was einem keiner mehr nehmen kann, egal welche Krisenzeiten kommen mögen. Der Bildungscampus bietet allen diese Möglichkeit, unabhängig von seinem Status, eben weil die Angebote kostenlos sind.

Ich hätte mir aber gewünscht, Herr Schwarz würde dieses sehr lobenswerte soziale Engagement, für das er auch von der Stadt Heilbronn ausgezeichnet wurde, auch auf seine Mitarbeiter und die Arbeiter in den Herstellerländern ausweiten. Das wäre dann wirklich konsequent gedacht, Herr Schwarz. Dann würde ich Sie auch ehrlichen Herzens überall weiterempfehlen!

Ich bewundere die Schwaben in diesem Bundesland, in dem ich jetzt wohne, für so einiges. Sparsamkeit, Fleiß und Erfindergeist (viele Erfinder kommen aus dem Schwabenland) sind es, wofür die Schwaben bekannt sind. Es wäre schön, wenn Herr Schwarz auch hier eine wirkliche Vorbildfunktion übernehmen würde.

Der Vorstoß (Link: spiegel.de) von Lidl, einen bundesweiten Mindestlohn von 10 Euro einzuführen, wäre schon mal ein Anfang. (Lidl behauptet übrigens, bereits seit einiger Zeit einen Mindestlohn von 10 Euro zu bezahlen - Link: taz.de - zu lesen im vorletzten Absatz des Artikels). Wenn jetzt auch noch die Arbeitsbedingungen in den armen Herstellerländern wie Bangladesch verbessert würden, wäre das wirklich ein gutes Signal auch an andere.

P. S. Die Kommentare von euch habe ich im letzten Beitrag kommentiert. DAS war es, was sich verändert und mich am Design ein bisschen irritiert hat: dass ich jetzt direkt nach euren Kommentaren kommentieren kann. Das ist doch eine neue Funktion, oder? *grübel* Durch mein sporadisches Bloggen bekomme ich manchmal einiges nicht mit oder sehe Funktionen nicht, die es schon lange gegeben hat. Ich würde mich freuen, wenn mich ein Blogspot-Blogger aufklären würde, was es da überhaupt an Neuerungen bei Blogspot gibt.

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