Der Nutzen ist groß: Die Leute, die das Obst einsammeln, kommen kostenlos an Obst, das meist ungespritzt und wesentlich schmackhafter ist als genormtes Supermarktobst. Und viele Besitzer freuen sich, dass das Obst wieder Verwendung findet.
Es gibt aber auch Bedenken, dass die Leute, die das Obst abernten, sich auch an anderen Bäumen bedienen, die nicht freigegeben wurden und von den Besitzern nur noch nicht abgeerntet wurden. Es besteht die Gefahr, dass sich manche Leute bestärkt fühlen, sich generell selbst zu bedienen, ohne Rücksicht auf Eigentumsverhältnisse. Auch wurde von abgerissenen Zweigen berichtet, vom Abernten von Streuobstwiesen, die bewirtschaftet werden.
In meinem vorigen Garten war ein Baum, den ich alleine oft nicht abernten konnte, weil die Äpfel nicht lange lagerfähig waren und der Baum oft über und über mit großen Äpfeln behangen war. Dann hing ich einfach ein Schild an den Zaun: "Äpfel können kostenlos gepflückt werden". Auch die Idee, Banderolen um die Bäume zu wickeln (am besten auch mit unmissverständlicher Beschriftung), die zum Abernten freigeben werden, finde ich gut. Das wäre für mich die einfachste Lösung, die klar signalisiert, dass dieses Obst geerntet werden darf.
Die Idee der jungen Leute, die die Initiative gegründet haben, finde ich prinzipiell in Ordnung, wenn die Leute sich an die Regeln halten, die auf der Seite mundraub.org auch zu lesen sind. Ich fand es nämlich schon immer schlimm, wenn sich keiner mehr um Obst kümmert, das unter den Bäumen liegt. Ich habe auf die Liste geschaut. Bisher sind in unserem Gebiet wenig Einträge. Vielleicht ist die Initiative ein Anreiz an die Besitzer, ungenutzte Bäume klar zum Abernten freizugeben - vielleicht auch mit dem Hinweis, bei der Ernte schonend mit ihnen umzugehen. Viele werden wohl einfach noch gar nicht auf diese Idee gekommen sein.
Manch älteren Leuten wird das Herz bluten, wenn sie das viele Obst nicht mehr verarbeiten können, die Kinder und Enkel aber lieber das makellosere Supermarktobst essen wollen und/oder sich die Arbeit mit der Ernte nicht machen wollen. Vielleicht bräuchte es bei ihnen nur einen kleinen Tipp, diese Bäume doch für andere freizugeben - durch klare Hinweise am Baum selber, dass er abgeerntet werden darf; das ist für mich die einfachste Weise, Wanderer und Anwohner zum Ernten zu animieren.
Wie denkt ihr darüber?