Interessiert hatte ich mich ja vor allem für die Bilder von Monet, die dort zu sehen waren. Von Turner und Twombly hatte ich, offen gestanden, vorher noch nichts gehört. Ich liebe die Impressionisten, darunter auch Monet, und hatte in meiner früheren Wohnung die Wände mit großformatigen Kalendern und Drucken impressionistischer Maler bestückt. Einmal Bilder von Monet aus der Nähe sehen zu können, seinen Pinselstrich, darauf freute ich mich sehr.
Ich wurde auch nicht enttäuscht. Die berühmten Seerosenbilder von Monet gefielen mir ausnehmend gut. Wie sich bei genauem Hinsehen bei den groben Pinselstrichen die Konturen auflösten, bei Betrachtung aber aus dem richtigen Abstand die gewollte Gesamtkomposition ergab, das kann kein Foto und kein Druck wiedergeben. An manchen Stellen der Bilder malte Monet mit groben Pinselstrichen, andere wurden feiner ausgearbeitet.
Auch ein hochformatiges Bild von blauen Schwertlilien (Iris) hatte es nicht nur mir angetan, es wurde auch von vielen Besuchern mit Freude betrachtet. Es gab aber auch Bilder von Monet, mit denen ich nichts anzufangen wusste. Einige Bilder waren sehr blass gehalten. Da ich jedoch kräftige klare Farben liebe, gefielen sie mir gar nicht. Bei einigen Bildern erkannte man, dass Monet in hohem Alter die Farben nicht mehr unterscheiden konnte und nur noch aus dem Gedächtnis malte. Er hatte den Grauen Star, der erst spät operiert wurde. Auf zwei Bildern mit dem gleichen Motiv, die nebeneinander hingen, war bei dem älteren Bild kaum die Brücke über dem Seerosenteich zu erkennen, weil sie sich farblich kaum von der Umgebung abhob. Wie schrecklich für einen Maler, wenn er Farben nicht mehr erkennen kann und aus der Erinnerung heraus malen muss!
Doch nicht nur wegen Claude Monet lohnt der Besuch der Ausstellung, sondern auch wegen der beiden anderen Maler. In einem Film, der in einem Nebenraum lief, erfuhr man übrigens den Grund, warum gerade diese drei Maler für eine Ausstellung gewählt wurden: Der englische Maler William Turner war der Wegbereiter der Impressionisten, weil er nicht nur ein ausgezeichneter Landschaftsmaler war, sondern auch, vor allem im vorgerückten Alter, beim Malen experimentierte. Seine Bilder, vor allem die über Venedig, inspirierten viele Maler des Impressionismus. Monet kannte Bilder von Turner, wenn er sich auch - so sagte er jedenfalls - nicht von ihm beeinflussen ließ. Doch man wird von allem beeinflusst, was man im Laufe seines Lebens an Eindrücken in sich aufnimmt. In der Ausstellung hingen die Werke von Turner und Monet nebeneinander, und man sah durchaus Parallelen in der Interpretation von Stimmungen.
Uns gefielen die meisten Bilder von Turner. Bei ihm hatten die Bilder übrigens eine glatte Oberfläche, auch wenn sich in einigen Bildern schon das Einfangen von Impressionen ausdrückte. Diese groben Pinselstriche mit dicker Farbe, die viele Impressionisten kennzeichnen, waren nur bei Monet zu sehen. Turner malte seine Bilder gefällig und meistens sehr lichtvoll. Letzten Sonntag kam übrigens auf ARTE ein Portrait über Turner, das ich durch Zufall im Programmheft entdeckte, und von dem wir das Meiste mitbekamen. Es war sehr interessant, brachte viele weitergehende Informationen über den Maler und zeigte noch viele weitere Bilder von ihm. Die einen Bilder waren sehr exakt und sehr genau gemalt. Andere hatte er nur so hingeworfen und skizzenhaft eine Landschaft oder einen Sonnenuntergang eingefangen. Er hatte eine große Bandbreite in seiner Malerei, was ich sehr bewundernswert finde.
Der dritte Maler, Cy Twombly, war wiederum von Monet inspiriert, von dem er sogar . Mit den meisten seiner Gemälde konnten wir alle drei jedoch wenig anfangen. Er war ein moderner Maler, der erst letztes Jahr starb, und obwohl seine Bilder offensichtlich hoch dotiert sind, waren wir nicht die einzigen, die kopfschüttelnd an den meisten vorbei gingen. Einige gefielen meinem Mann und mir jedoch gut. Zwei Bilder, "Sonnenuntergang" genannt, waren von einer bunten und gelungenen Farbkomposition. Und ein großformatiges Bild, das eine ganze Seitenwand ausfüllte, zeigte in kräftigen roten Farbtupfern Blüten auf gelbem Grund an. Das Bild hatte was, es gefiel mir. Aber ansonsten konnte ich mich für seine Bilder nicht erwärmen. Interessant war es, die Kommentare anzuhören, die man zu einzelnen Bildern abrufen konnte. So kannte ich danach die Hintergründe zu manchen Werken Twomblys, vor allem die Anklänge an klassische Werke, vor allem der griechischen Mythologie, die er damit machte. Die Bilder gefielen mir aber trotz dieser vollmundigen Erklärungen nicht.
Ich denke auch, dass bei einer reinen Twombly-Ausstellung nicht so viele Leute gekommen wären. Es war aber meiner Meinung nach geschickt, diese drei Maler miteinander in Beziehung zu setzen, denn so sah man die Entwicklung der Malerei über drei Jahrhunderte hinweg und wurde auch mit anderen Sichtweisen in der Malerei konfrontiert. Mir gefällt es, mich auch mit Malern auseinanderzusetzen, mit denen ich eigentlich nicht so viel anfangen kann. Ich will zumindest versuchen, mich auf die Bilder einzulassen und sie auf mich wirken zu lassen. Hinterher kann ich immer noch sagen, es gefällt mir nicht. Wie schon geschrieben, haben mir ja auch einzelne Bilder von Monet nicht gefallen.
Die Ausstellung kann ich jedem nur empfehlen. Es ist anscheinend die erste dieser Art in Deutschland. Viele Bilder der Ausstellung waren ein Genuss für mich, ein Augenschmaus sozusagen. Sie läuft noch bis 28. Mai diesen Jahres. Wer sich ein bisschen einstimmen will auf die Maler, findet bei Google unter "Bilder" eine Vielzahl der Bilder von Turner, Monet und Twombly - einfach Links anklicken - ich habe sie schon für euch herausgesucht. Natürlich zeigt die Ausstellung nur einen Teil der Werke dieser Künstler, aber diese sind es wert, dass man die Stuttgarter Staatsgalerie deswegen besucht.