Außerdem gibt es eine kleine Verlosung bei mir - weil ich es endlich geschafft habe, bei DaWanda meinen eigenen Shop mit meinen beiden Büchern einzurichten. Ich verlose je ein Märchenbuch und ein Kinderbuch von mir. Die Beschreibungen dazu könnt ihr ja auf meinem Shop lesen.
Für die Teilnahme genügt es, wenn ihr bei mir kommentiert, mit eurer Mailadresse. Die Verlosung soll einen Monat lang laufen, also bis zum 16. Januar 2011. Nach Ablauf dieser Frist schreibe ich alle Namen auf Zettel und lasse je einen davon von einer unabhängigen Person ziehen. Schreibt bitte dafür im Kommentar euren Wunsch - ob Märchenbuch oder Kinderbuch. Anschließend setze ich mich mit den Gewinnern in Verbindung. Es kann jeder mitmachen! Es wäre natürlich sehr lieb von euch, wenn ihr die Verlosung verlinken würdet, es ist aber keine Bedingung für eure Teilnahme. Ich freue mich alleine schon, dass ich den Shop endlich angegangen bin und ihn verwirklicht habe. Diese Freude will ich mit euch teilen!
Hier nun die Weihnachtsgeschichte - euch allen wünsche ich damit noch eine schöne Adventszeit und ein friedvolles Weihnachtsfest! Dass ihr im Trubel vor Weihnachten auch ein bisschen Besinnlichkeit und Ruhe finden könnt, wünscht euch eure Irmgard
Eine Weihnachtsgeschichte
Traurig las Petra ihren Einkaufszettel durch. Was sollte sie denn groß einkaufen? Sie war ja nur noch alleine. Dies würde ein einsames Weihnachten werden! Ihr Mann war nach fast 50 Ehejahren gestorben. Einfach so. Schlaganfall. Mit einem Mal war der wichtigste Mensch in ihrem Leben nicht mehr da. Bis heute hatte sie es nicht verwunden. Am Anfang war sie in ein tiefes schwarzes Loch gefallen, und konnte keinen Menschen mehr um sich sehen. Auch heute vermied sie es, unter Leute zu gehen. Sie musste sich regelrecht dazu zwingen, in den nahen Supermarkt zu gehen, um die paar Sachen die sie brauchte einzukaufen.
Zur gleichen Zeit drückte sich ein junges Mädchen die Nase an einem Schaufenster platt. Nein, nicht vor einem Spielzeugladen oder einem Schmuckgeschäft, oder gar einer Boutique – sie schaute sehnsüchtig durch das Fenster von einem Schnellimbiss. Sie hatte schon den ganzen Tag nichts gegessen. Gestern erst war sie von zuhause weggelaufen. Es war schrecklich daheim: ständig diese Beschimpfungen durch den neuen Freund ihrer Mutter. Ihre Mutter war zu schwach, ihr beizustehen. Sie hätte eher selber Hilfe gebraucht bei ihrem Alkoholproblem.
Nach einer besonders wüsten Schimpftirade war sie auf ihr Zimmer verschwunden und hatte in aller Heimlichkeit gepackt. Einen kleinen Abschiedsbrief hatte sie an ihre Mutter geschrieben, damit die sich keine Sorgen machte. Da konnte sie unbesorgt sein: diese lebte zur Zeit nicht in der Realität. Auch Naschzeug, das sie noch auf ihrem Zimmer hatte, hatte sie eingepackt. Und als alle schliefen, war sie aus der Wohnung geschlichen. Auf den Bahnhof. Im Zug war zum Glück kein Schaffner gekommen, bevor sie in der nächsten Hauptstadt ausstieg. Und seitdem war sie hier, trieb sich einfach nur herum. Das Essbare war bald aufgebraucht, und seitdem ging sie hungrig durch die Straßen.
Was sollte jetzt werden? Sie hatte aus dem Bauch heraus gehandelt – nur weg; weg von diesen Leuten, die ihr fremd geworden waren. Aber hier war sie ja noch einsamer als zuhause. Hier kannte sie überhaupt keinen Menschen. Langsam wandte sie sich zum Gehen. Es hatte ja keinen Sinn. Das sehnsüchtige Schauen durch das Schaufenster machte sie nicht satt. Sie überlegte. Und dann kam ihr eine Idee: Was wäre, wenn sie in einem Supermarkt den Leuten anbieten würde, ihre Sachen nach Hause zu tragen? Vielleicht bekam sie von dem einen oder anderen eine kleine Belohnung in Form eines Geldstücks oder etwas Essbarem.
Schnell entschlossen ging sie in die Richtung des Supermarktes, den sie heute im Vorübergehen gesehen hatte. Sie ging schnell durch die Regalreihen und an der Kassiererin vorbei, um dann nach dem Kassenbereich auf die Leute zu warten, denen sie behilflich sein konnte. Da kam schon der erste Mann herbei. Es war ein älterer Herr, der sich viel Zeit beim Auflegen der Waren ließ. Dann sah er der Kassiererin beim Einscannen der Waren zu, zahlte und räumte umständlich seine Sachen in eine Einkaufstasche. Da kam Susanne, das junge Mädchen, schüchtern heran und fragte: „Darf ich Ihnen Ihre Tasche nach Hause tragen?“
Sie bemerkte, dass der Mann zusammenzuckte. Er presste die Tasche an sich und verließ, ohne ihr zu antworten, schnell den Discounter. Entmutigt ließ Susanne den Kopf hängen. Sie hatte nicht bedacht, dass ja schon so viele Betrügereien und Diebstähle passiert waren. So viele Menschen waren gegen Freundlichkeiten misstrauisch geworden, weil sie nicht glauben konnten, dass jemand ihnen einfach nur so eine Gefälligkeit erweisen wolle. Sie wollte schon aufgeben – aber der Hunger trieb sie dazu, die nächste Kundin anzusprechen, die an der Kasse stand. Diese räumte gerade ihre Sachen ein. Es war Petra, die einige wenige Sachen für sich gekauft hatte. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie leicht zusammenzuckte, als das junge Mädchen sie ansprach.
Sie sah hoch und blickte das Mädchen erstaunt an. Susanne musste ihr Sprüchlein noch einmal wiederholen, weil Petra beim ersten Mal gar nicht richtig zugehört hatte. Es schien fast so, als hätte sie immer noch nicht verstanden, weil sie immer noch das Mädchen anstarrte. „Warum willst du das tun?“ fragte sie plötzlich mit ihrer warmen freundlichen Stimme. „Warum bist du nicht zu Hause bei deinen Eltern?“ – „Ich bin von daheim weggelaufen. Meine Mutter hat wahrscheinlich nicht einmal gemerkt, dass ich nicht mehr da bin. Und ihr Freund ist sicher auch froh, dass ich weg bin“, sprudelte aus dem Mädchen heraus. Sie war zwar danach etwas erschrocken, dass sie einer Fremden solche Sachen erzählte, aber diese Frau hatte ihr gleich Vertrauen eingeflößt.
Diese Frau schien sich jetzt ein Urteil gebildet zu haben. Sie nickte dem Mädchen aufmunternd zu und sagte: „In Ordnung. Wenn du momentan nichts anderes zu tun hast, kannst du mir die Tasche nach Hause tragen. Warte nur bitte kurz, ich habe etwas vergessen.“ Sie ließ die Tasche einfach bei dem Mädchen stehen und verschwand nach hinten in den Laden. Nach einiger Zeit kam sie mit einigen Sachen wieder. Ihre Augen leuchteten kurz auf, als sie das Mädchen noch neben der Kasse stehen sah. Sie zahlte und wandte sich an das Mädchen: „Du scheinst ein anständiges Mädchen zu sein. Jemand anders hätte sich die Tasche gepackt und wäre damit verschwunden. Ich habe immerhin für drei Tage eingekauft.“ Sie packte die neu gekauften Sachen in ihre Tasche, reichte diese dem Mädchen, und hakte sie unter. Dann verließen die beiden den Supermarkt und machten sich auf den Weg zur Wohnung von Petra.
Dort angekommen, hielt sie Susanne die Türe auf, nachdem sie diese umständlich aufgesperrt hatte. Susanne trug die Tasche in die Küche, wie Petra ihr auftrug, und wandte sich wieder zur Tür. „Warte einen Moment, ich möchte dir eine Kleinigkeit dafür geben, dass du mir die Tasche heimgetragen hast.“ Petra suchte in ihrem Geldbeutel nach einer Zwei-Euro-Münze, und reichte sie ihr. Artig bedankte sich das junge Mädchen und verließ froh die Wohnung. Jetzt konnte sie sich wenigstens etwas zu Essen kaufen! Als sie schon fast unten am Hauseingang war, hörte sie im Treppenhaus ein Rufen.
Sie sah nach oben: Die Frau hatte sich über das Geländer gebeugt, und rief ihr zu, doch bitte wieder hochzukommen. Zögernd drehte sich Susanne um und ging wieder hoch zur Wohnung von Petra. „Komm, Mädchen, ich schick dich doch jetzt nicht wieder hinaus in die Kälte. Heute ist Heiligabend. Ich wollte eigentlich nur wissen, ob du auch mit einem relativ kleinen Geldstück zufrieden bist. Wir machen uns jetzt etwas Gutes zu essen. Und dann machen wir es uns gemütlich. Du erzählst mir ein bisschen von dir. Und ich erzähle dir ein wenig aus meinem Leben. Natürlich nur, wenn du willst ...“ Das Mädchen sah die alte Frau an, als ob sie es nicht glauben könne. Sie war es nicht gewohnt, dass man nett zu ihr war.
„Komm mal mit in die Küche. Da werde ich uns mal was Leckeres zaubern“, sagte da Petra resolut, indem sie den Arm um Susanne legte. Sie zog sie mit und drängte sie mit sanfter Gewalt auf einen Stuhl. Dann machte sie schnell etwas zu Essen. Sie hatte bemerkt, dass das Mädchen schon ganz schwach vor Hunger war. Als sie nochmals in den Laden zurück gegangen war, hatte sie gleich für das Mädchen noch ein paar Sachen eingekauft. Während alles vor sich hin brutzelte, deckte sie schnell für zwei Personen. Und dann legte sie auf. Dem Mädchen gab sie eine große Portion, sich selber eine kleine. Als das Mädchen fragte, sagte Petra nur: „Ich habe heute Mittag schon so viel gegessen, dass ich kaum Hunger habe.“
Mit Vergnügen sah sie zu, wie Susanne mit gutem Appetit aß. Danach sah sie schon etwas frischer aus. „Wie kann ich Ihnen bloß danken?“ fragte sie dann etwas verzagt, aber schon zutraulicher, „ich hatte solchen Hunger. Und wusste nicht, was ich heute in der Kälte machen sollte.“ – „Du musst mir nicht danken“, sagte Petra freundlich. „Ich danke dir, dass du mich etwas ablenkst von meinen Sorgen. Und dass ich jemanden zum Reden habe. Das wären einsame Weihnachten geworden dieses Jahr. Mein Mann ist dieses Jahr gestorben, und nun bin ich ganz alleine. Ich habe mich schon auf traurige Tage eingestellt. Und nun habe ich dich getroffen.“ Sie streichelte dem Mädchen über das Haar. „Du bist ein liebes Mädchen. Ich will mal versuchen, ob du eine Weile bei mir bleiben kannst. Zuerst rufen wir aber deine Mutter an, damit sie weiß, dass du nicht irgendwo herumirrst.“
Petra gab nicht nach, bis Susanne die Telefonnummer nannte, und rief dann die Mutter des Mädchens an. Sie hörte Erleichterung in ihrer Stimme, aber große Anteilnahme klang nicht heraus. Im Hintergrund hörte sie einen Mann schimpfen, und dann hatte die Mutter auch schon aufgelegt. „Nun denn“, sagte die alte Frau vor sich hin, „dann lass uns beide Weihnachten feiern!“ Sie führte das Mädchen ins Wohnzimmer, in dem sie – einer alten Tradition folgend, die sie auch dieses Jahr nicht aufgeben wollte – eine große Tanne geschmückt hatte. Auf dem Tisch stand der Adventskranz mit seinen vier Kerzen, die sie nun anzündete. Dann verschwand sie einige Minuten, um danach mit einem schwer beladenen Tablett wieder zu kommen. In einer Kanne war köstlich duftender Früchtetee. Zwei Tassen standen auf dem Tablett, ein Zuckerbehälter und ein großer Teller mit Weihnachtsplätzchen.
Es dauerte nicht lange, und die beiden waren in eine lebhafte Unterhaltung verwickelt: eine vorher einsame alte Frau und ein vorher ungeliebtes Mädchen. Sie hatten beide jemanden gefunden, der ihrem Leben einen Sinn gab. Und der sie herzlich gerne hatte. Draußen vor dem Fenster tanzten die Schneeflocken vom Himmel herab. Und aus irgendeiner Wohnung erklang das Lied „Stille Nacht ...“
Zur gleichen Zeit drückte sich ein junges Mädchen die Nase an einem Schaufenster platt. Nein, nicht vor einem Spielzeugladen oder einem Schmuckgeschäft, oder gar einer Boutique – sie schaute sehnsüchtig durch das Fenster von einem Schnellimbiss. Sie hatte schon den ganzen Tag nichts gegessen. Gestern erst war sie von zuhause weggelaufen. Es war schrecklich daheim: ständig diese Beschimpfungen durch den neuen Freund ihrer Mutter. Ihre Mutter war zu schwach, ihr beizustehen. Sie hätte eher selber Hilfe gebraucht bei ihrem Alkoholproblem.
Nach einer besonders wüsten Schimpftirade war sie auf ihr Zimmer verschwunden und hatte in aller Heimlichkeit gepackt. Einen kleinen Abschiedsbrief hatte sie an ihre Mutter geschrieben, damit die sich keine Sorgen machte. Da konnte sie unbesorgt sein: diese lebte zur Zeit nicht in der Realität. Auch Naschzeug, das sie noch auf ihrem Zimmer hatte, hatte sie eingepackt. Und als alle schliefen, war sie aus der Wohnung geschlichen. Auf den Bahnhof. Im Zug war zum Glück kein Schaffner gekommen, bevor sie in der nächsten Hauptstadt ausstieg. Und seitdem war sie hier, trieb sich einfach nur herum. Das Essbare war bald aufgebraucht, und seitdem ging sie hungrig durch die Straßen.
Was sollte jetzt werden? Sie hatte aus dem Bauch heraus gehandelt – nur weg; weg von diesen Leuten, die ihr fremd geworden waren. Aber hier war sie ja noch einsamer als zuhause. Hier kannte sie überhaupt keinen Menschen. Langsam wandte sie sich zum Gehen. Es hatte ja keinen Sinn. Das sehnsüchtige Schauen durch das Schaufenster machte sie nicht satt. Sie überlegte. Und dann kam ihr eine Idee: Was wäre, wenn sie in einem Supermarkt den Leuten anbieten würde, ihre Sachen nach Hause zu tragen? Vielleicht bekam sie von dem einen oder anderen eine kleine Belohnung in Form eines Geldstücks oder etwas Essbarem.
Schnell entschlossen ging sie in die Richtung des Supermarktes, den sie heute im Vorübergehen gesehen hatte. Sie ging schnell durch die Regalreihen und an der Kassiererin vorbei, um dann nach dem Kassenbereich auf die Leute zu warten, denen sie behilflich sein konnte. Da kam schon der erste Mann herbei. Es war ein älterer Herr, der sich viel Zeit beim Auflegen der Waren ließ. Dann sah er der Kassiererin beim Einscannen der Waren zu, zahlte und räumte umständlich seine Sachen in eine Einkaufstasche. Da kam Susanne, das junge Mädchen, schüchtern heran und fragte: „Darf ich Ihnen Ihre Tasche nach Hause tragen?“
Sie bemerkte, dass der Mann zusammenzuckte. Er presste die Tasche an sich und verließ, ohne ihr zu antworten, schnell den Discounter. Entmutigt ließ Susanne den Kopf hängen. Sie hatte nicht bedacht, dass ja schon so viele Betrügereien und Diebstähle passiert waren. So viele Menschen waren gegen Freundlichkeiten misstrauisch geworden, weil sie nicht glauben konnten, dass jemand ihnen einfach nur so eine Gefälligkeit erweisen wolle. Sie wollte schon aufgeben – aber der Hunger trieb sie dazu, die nächste Kundin anzusprechen, die an der Kasse stand. Diese räumte gerade ihre Sachen ein. Es war Petra, die einige wenige Sachen für sich gekauft hatte. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie leicht zusammenzuckte, als das junge Mädchen sie ansprach.
Sie sah hoch und blickte das Mädchen erstaunt an. Susanne musste ihr Sprüchlein noch einmal wiederholen, weil Petra beim ersten Mal gar nicht richtig zugehört hatte. Es schien fast so, als hätte sie immer noch nicht verstanden, weil sie immer noch das Mädchen anstarrte. „Warum willst du das tun?“ fragte sie plötzlich mit ihrer warmen freundlichen Stimme. „Warum bist du nicht zu Hause bei deinen Eltern?“ – „Ich bin von daheim weggelaufen. Meine Mutter hat wahrscheinlich nicht einmal gemerkt, dass ich nicht mehr da bin. Und ihr Freund ist sicher auch froh, dass ich weg bin“, sprudelte aus dem Mädchen heraus. Sie war zwar danach etwas erschrocken, dass sie einer Fremden solche Sachen erzählte, aber diese Frau hatte ihr gleich Vertrauen eingeflößt.
Diese Frau schien sich jetzt ein Urteil gebildet zu haben. Sie nickte dem Mädchen aufmunternd zu und sagte: „In Ordnung. Wenn du momentan nichts anderes zu tun hast, kannst du mir die Tasche nach Hause tragen. Warte nur bitte kurz, ich habe etwas vergessen.“ Sie ließ die Tasche einfach bei dem Mädchen stehen und verschwand nach hinten in den Laden. Nach einiger Zeit kam sie mit einigen Sachen wieder. Ihre Augen leuchteten kurz auf, als sie das Mädchen noch neben der Kasse stehen sah. Sie zahlte und wandte sich an das Mädchen: „Du scheinst ein anständiges Mädchen zu sein. Jemand anders hätte sich die Tasche gepackt und wäre damit verschwunden. Ich habe immerhin für drei Tage eingekauft.“ Sie packte die neu gekauften Sachen in ihre Tasche, reichte diese dem Mädchen, und hakte sie unter. Dann verließen die beiden den Supermarkt und machten sich auf den Weg zur Wohnung von Petra.
Dort angekommen, hielt sie Susanne die Türe auf, nachdem sie diese umständlich aufgesperrt hatte. Susanne trug die Tasche in die Küche, wie Petra ihr auftrug, und wandte sich wieder zur Tür. „Warte einen Moment, ich möchte dir eine Kleinigkeit dafür geben, dass du mir die Tasche heimgetragen hast.“ Petra suchte in ihrem Geldbeutel nach einer Zwei-Euro-Münze, und reichte sie ihr. Artig bedankte sich das junge Mädchen und verließ froh die Wohnung. Jetzt konnte sie sich wenigstens etwas zu Essen kaufen! Als sie schon fast unten am Hauseingang war, hörte sie im Treppenhaus ein Rufen.
Sie sah nach oben: Die Frau hatte sich über das Geländer gebeugt, und rief ihr zu, doch bitte wieder hochzukommen. Zögernd drehte sich Susanne um und ging wieder hoch zur Wohnung von Petra. „Komm, Mädchen, ich schick dich doch jetzt nicht wieder hinaus in die Kälte. Heute ist Heiligabend. Ich wollte eigentlich nur wissen, ob du auch mit einem relativ kleinen Geldstück zufrieden bist. Wir machen uns jetzt etwas Gutes zu essen. Und dann machen wir es uns gemütlich. Du erzählst mir ein bisschen von dir. Und ich erzähle dir ein wenig aus meinem Leben. Natürlich nur, wenn du willst ...“ Das Mädchen sah die alte Frau an, als ob sie es nicht glauben könne. Sie war es nicht gewohnt, dass man nett zu ihr war.
„Komm mal mit in die Küche. Da werde ich uns mal was Leckeres zaubern“, sagte da Petra resolut, indem sie den Arm um Susanne legte. Sie zog sie mit und drängte sie mit sanfter Gewalt auf einen Stuhl. Dann machte sie schnell etwas zu Essen. Sie hatte bemerkt, dass das Mädchen schon ganz schwach vor Hunger war. Als sie nochmals in den Laden zurück gegangen war, hatte sie gleich für das Mädchen noch ein paar Sachen eingekauft. Während alles vor sich hin brutzelte, deckte sie schnell für zwei Personen. Und dann legte sie auf. Dem Mädchen gab sie eine große Portion, sich selber eine kleine. Als das Mädchen fragte, sagte Petra nur: „Ich habe heute Mittag schon so viel gegessen, dass ich kaum Hunger habe.“
Mit Vergnügen sah sie zu, wie Susanne mit gutem Appetit aß. Danach sah sie schon etwas frischer aus. „Wie kann ich Ihnen bloß danken?“ fragte sie dann etwas verzagt, aber schon zutraulicher, „ich hatte solchen Hunger. Und wusste nicht, was ich heute in der Kälte machen sollte.“ – „Du musst mir nicht danken“, sagte Petra freundlich. „Ich danke dir, dass du mich etwas ablenkst von meinen Sorgen. Und dass ich jemanden zum Reden habe. Das wären einsame Weihnachten geworden dieses Jahr. Mein Mann ist dieses Jahr gestorben, und nun bin ich ganz alleine. Ich habe mich schon auf traurige Tage eingestellt. Und nun habe ich dich getroffen.“ Sie streichelte dem Mädchen über das Haar. „Du bist ein liebes Mädchen. Ich will mal versuchen, ob du eine Weile bei mir bleiben kannst. Zuerst rufen wir aber deine Mutter an, damit sie weiß, dass du nicht irgendwo herumirrst.“
Petra gab nicht nach, bis Susanne die Telefonnummer nannte, und rief dann die Mutter des Mädchens an. Sie hörte Erleichterung in ihrer Stimme, aber große Anteilnahme klang nicht heraus. Im Hintergrund hörte sie einen Mann schimpfen, und dann hatte die Mutter auch schon aufgelegt. „Nun denn“, sagte die alte Frau vor sich hin, „dann lass uns beide Weihnachten feiern!“ Sie führte das Mädchen ins Wohnzimmer, in dem sie – einer alten Tradition folgend, die sie auch dieses Jahr nicht aufgeben wollte – eine große Tanne geschmückt hatte. Auf dem Tisch stand der Adventskranz mit seinen vier Kerzen, die sie nun anzündete. Dann verschwand sie einige Minuten, um danach mit einem schwer beladenen Tablett wieder zu kommen. In einer Kanne war köstlich duftender Früchtetee. Zwei Tassen standen auf dem Tablett, ein Zuckerbehälter und ein großer Teller mit Weihnachtsplätzchen.
Es dauerte nicht lange, und die beiden waren in eine lebhafte Unterhaltung verwickelt: eine vorher einsame alte Frau und ein vorher ungeliebtes Mädchen. Sie hatten beide jemanden gefunden, der ihrem Leben einen Sinn gab. Und der sie herzlich gerne hatte. Draußen vor dem Fenster tanzten die Schneeflocken vom Himmel herab. Und aus irgendeiner Wohnung erklang das Lied „Stille Nacht ...“
© Irmgard Schertler
P. S. Auf meiner Bloggerrunde werde ich im Laufe der nächsten Tage bei euch vorbeischauen. Ich will ja euch allen noch ein schönes Weihnachtsfest wünschen! :-)